Ein Golfplatz zwischen zwei Schutzgebieten.

Das Besondere unserer Golfanlage ist, dass sie einen Teil des „Grünen Korridors“ bildet, der den Ebersberger Forst mit den Isarauen bei Moosburg verbindet. Dieser Korridor ist der verbliebene natürliche Lebensraum im Erdinger Moos, der es den Tieren ermöglicht zu wandern, um sich genetisch auszutauschen. Die Nachbargebiete unserer Golfanlage in diesem Korridor sind Naturschutzgebiete – im Süden das Finsinger Moos und im Norden das Zengermoos.

In den letzten Jahren ist der natürliche Lebensraum stark geschrumpft. Dieser Prozess hat sich mit dem Anbau von Energiepflanzen wie z. B. Mais beschleunigt. Die industriell geführte Landwirtschaft von heute kennt keine Feldraine, Hecken oder sonstige ungenützte Flächen mehr, die der Natur als Lebensraum dienen. Auf unserer Golfanlage gibt es Flächen, die für den Golfspielbetrieb nicht genutzt werden. Durch geschicktes Platzmanagement sollte es möglich sein, der Natur einen Lebensraum anzubieten und trotzdem uneingeschränkt Golf spielen zu können. Genau das streben wir an.

Im Folgenden stellen wir einige Pflanzen und Tiere vor, die sich auf unserer Golfanlage wohl fühlen und gelegentlich auf einer Runde zu beobachten sind.

Text und Fotos: Heinz Kotzlowski


Abendsegler
Abendsegler

Abendsegler

Der Naturschutz in Eichenried ist so alt wie der Club selbst. Eine von mehreren Auflagen bei der Genehmigung des Golfplatzes war der Erhalt der Abendseglerkolonie, die in diesem Teil des Erdinger Mooses noch einen Lebensraum hat. Da es für den Bau der Spielbahnen notwendig war Bäume zu fällen, die vom Abendsegler als Winterquartier genutzt wurden, mussten Ersatzquartiere geschaffen werden. Ein solches Quartier aus dieser Zeit hängt am Abschlag der B9. Jedes Jahr überwintern dort ca. 40 Abendsegler. Gleichzeitig wurden Nisthilfen für Vögel und Tagesquartiere für andere Fledermausarten auf der Golfanlage montiert, um den Verlust von Höhlenbäumen zu kompensieren.

Künstliche Quartiere jedoch müssen gereinigt und gewartet werden. Diese Arbeiten hat Richard Straub vom Landesbund für Vogelschutz übernommen. Als er aber aus Erding wegzog, übernahm Clubmitglied Heinz Kotzlowski diese Aufgabe mit personeller Hilfe vom LBV und finanzieller Unterstützung durch die Naturschutzbehörde. In Bayern sind alle Fledermausarten vom Aussterben bedroht, weshalb an der LMU in München eine Koordinationsstelle für Fledermäuse eingerichtet wurde, die nicht nur Habitats- und Populationsveränderungen erfasst, sondern auch Beratung und Hilfe zum Erhalt dieser Tiere anbietet. Leiter dieser Koordinationsstelle ist Dr. Andreas Zahn.


Rauhhautfledermaus
Rauhhautfledermaus

Fledermäuse

Neben dem bereits vorgestellten Abendsegler leben im Sommer auf unserem Gelände zwei weitere Fledermausarten: die Wasserfledermaus und die Zwergfledermaus. Bei der Inspektion von Fledermauskästen werden gelegentlich auch Rauhhautfledermäuse festgestellt, die sich auf dem Durchzug befinden und bei uns nur rasten.

Einige Wasserfledermäuse haben ihr Tagesquartier in der Fassade des Clubhauses. Ihnen reicht ein 2 cm breiter Spalt zwischen den Brettern an einer Stelle, die am Tage nicht zu warm wird. Da sie ein Leben im Verborgenen führen, verrät sie nur ihr Kot. Dieser fällt im Verkleidungsspalt nach unten und bleibt auf der Blechabdeckung darunter liegen.

In der Nacht können die Wasserfledermäuse gut beobachtet werden. Sie fliegen dicht über den Teichen und kaschen mit ihren großen Füßen Insekten, die auf der Wasseroberfläche treiben. Oft sind es frisch geschlüpfte Köcherfliegen, die noch nicht flugfähig sind, oder ins Wasser gefallene Nachtfalter. Im Spätsommer kann man gelegentlich zwei Fledermäuse dicht hintereinander über dem Wasser jagen sehen. Das ist eine Mutter, die ihrem Nachwuchs Jagdunterricht erteilt.

Noch vor 10 Jahren konnte man an dem Teich neben dem C9-Grün mehrere Wasserfledermäuse gleichzeitig jagen sehen. Inzwischen sind es nur noch einzelne Tiere. Mögliche Ursachen könnten die fehlenden Uferbüsche sein oder ein Mangel an Insekten.

Die Zwergfledermäuse jagen entlang von Büschen und Baumreihen. Deshalb sind sie schwieriger visuell zu entdecken. Mit Hilfe eines Batdetectors, der die Orientierungslaute der Fledermäuse für den Menschen hörbar macht, geht es trotzdem. Ähnlich wie beim Vogelgesang können Fledermausarten anhand ihrer Ortungslaute bestimmt werden. Den Tag verbringen die Zwergfledermäuse in Baumspalten.

Rauhhautfledermäuse trifft man hauptsächlich im Herbst, wenn die Rundkästen inspiziert werden. Vogel-Nistkästen neuerer Bauart sind im Deckenbereich so ausgebildet, dass sie auch von Fledermäusen genutzt werden können.


Rauchschwalbe
Rauchschwalbe

Rauch- und Mehlschwalben

Schwalben sind Kulturfolger und damit an menschliche Siedlungen als Lebensraum gebunden. In den Stallungen und an den Gebäuden des Bauernhofs von Josef Weiler fanden sie lange Zeit die passenden Stellen für ihre Nester. Die Verschmutzung durch den Nestbau und den Kot ihrer Brut war kein Problem, da sie als Glücksbringer galten und nützlich waren, um Räume und den Hof von lästigen Insekten freizuhalten. Außerdem waren Schwalben wichtige Krankheitsbekämpfer, weil Mücken und Fliegen Krankheiten verbreiten und die modernen Gegenmittel nicht vorhanden waren.

Eine Schwalbe verzehrt pro Tag mehr als die Hälfte ihres Eigengewichtes. Das entspricht pro Vogel in der Zeit von April bis September einer Menge von etwa 2.500 Mücken und Fliegen – täglich. Für eine Brut werden etwa 1 kg Insekten an die Jungen verfüttert. Das Futter der Altvögel ist nicht einbezogen.

Als der Bauernhof mit seiner Tierhaltung aufgegeben wurde und die Stallungen zu Geräte- und Carträumen des Golfclubs umfunktioniert wurden, bekamen die Rauchschwalben Akzeptanzprobleme. Durch das Anbringen von Kotbrettern unter ihren Nestern und Sitzplätzen konnte die Koexistenz mit ihnen sichergestellt werden.

Mehlschwalben bauen ihre Nester außen am Gebäude, nahe dem Dachüberstand. Ihre Nester störten nur dort, wo sie sich direkt über den Fenstern bewohnter Räume befanden. Mit Hilfe von künstlichen Nestern an einer weniger störenden Stelle konnten die Schwalben umgesiedelt werden. Jetzt sind wieder beide „Glücksbringer“ auf unserer Golfanlage willkommen und wir können ihre Flugkünste weiter bestaunen.


Hornissen
Hornissen

Hornissen

2009 hatten wir ein Hornissennest nahe dem Abschlag an der A4. Eine einst größere Höhle in dem Eschenbaum war bis auf ein kleines Loch zugewachsen. Sie war frei anzufliegen und den ganzen Tag von der Sonne beschienen – für Hornissen eine gute Lage zum Nestbau. Leider befand sich die Höhle nur 1 m über dem Boden und war direkt neben dem Abschlag. Das hat viele Golfspieler verunsichert und „Mutige“ haben versucht, die Hornissen mit dem Schläger zu verjagen.

2010 hatten wir ein Hornissennest in einem Nistkasten am Weg zwischen der C4 und C5 – diesmal in 4 m Höhe. Ein Buntspecht hat sich jedoch auf seine Art Zugang zu der Hornissenbrut verschafft und damit die Nisthilfe für Vögel unbrauchbar gemacht.

Hornissen sind grundsätzlich nicht aggressiv und fliehen, wenn sie gestört werden. Anders als die Wespen gehen sie niemals an die Kaffeetafel. Allerdings reagieren sie empfindlich, wenn man ihrem Nest zu nahe kommt. Hält man einen Abstand von ca. 3 m ein und verhält sich ruhig, gibt es keine Probleme. Sie stechen nur, wenn sie gequetscht werden, und der Stich ist für den Menschen nicht gefährlicher als der von einer Biene oder Wespe. Das Sprichwort „7 Hornissen töten ein Pferd und 3 einen Menschen“ stimmt nicht. Der Stich kann jedoch schmerzhafter empfunden werden, weil das Gift einen anderen Wirkstoff enthält als der von Bienen oder Wespen.

Hornissen ernähren ihre Brut mit fast allen überwindbaren Insekten (z. B. Fliegen, Wespen, Bienen, Heuschrecken, Käfern, Libellen, Raupen, Spinnen etc.). Dabei kann ein Hornissenvolk pro Tag bis zu 0,5 kg Insekten erbeuten. Erwachsene Tiere ernähren sich von Baum- und Pflanzensäften. Wegen des gebietsweise starken Bestandsrückgangs wurden Hornissen zur besonders geschützten Art erklärt.

Durch Anbringen speziellerer Nistkästen in spielfernen Bereichen der Golfanlage versuchen wir, Konflikte mit den sehr nützlichen Insekten zu vermeiden.


Teichmuschel
Teichmuschel

Teichmuscheln

Auch die Teichmuschel gehört zu den schützenswerten Tierarten auf unserer Golfanlage. Etwa 20 Liter Wasser pro Stunde filtert ein Tier und sorgt somit für gute Wasserqualität. Beim Ausräumen der Wassergräben sollten deshalb die Muscheln ins Wasser zurückgelegt werden. Der größte Feind der Teichmuschel ist die Bisamratte. Gelegentlich zu beobachtende Schalenhaufen in Teichen stammen von Bisamratten, die an diesen Stellen Muscheln verspeisen.

Die Teichmuschel wird gerne als Bioindikator für die Wasserqualität in ihrem Lebensraum genommen. Ab einem bestimmten Verschmutzungsgrad stirbt die Population aus.

Derzeit beobachten wir einen starken Rückgang der Teichmuscheln und es ist nicht geklärt, ob die Verschmutzung von außerhalb oder vom Golfplatz kommt. Als die Teiche am Clubhaus noch nicht an den Entwässerungsgraben, der aus dem Finsinger Moos kommt, angebunden waren und diese nur vom Grundwasser gespeist wurden, war für die Teichmuscheln die Welt noch in Ordnung.


Idas-Bläuling
Idas-Bläuling

Schmetterlinge

Die im Fairway Magazin 2014 vorgestellte Naturschutzinitiative trägt erste kleine Früchte. Bereits im ersten Jahr nach der Umwandlung zweier Roughs (C4/B7 und B5) in Magerwiesen sind auf diesen Flächen Schmetterlinge zu beobachten, die dort früher nicht vorkamen. Einer von ihnen ist der Idas-Bläuling, auch Ginster-Bläuling genannt, mit dem wissenschaftlichen Namen Plebeius idas.

Der Idas-Bläuling ist ein attraktiver Stellvertreter für viele heimische Insekten, die auf bestimmte Standortbedingungen angewiesen sind. Er braucht trockene Magerwiesen, auf denen bestimmte Pflanzen wachsen und bestimmte Ameisen leben. Das Weibchen dieses Bläulings legt seine Eier bevorzugt an gelbblühenden Schmetterlingspflanzen wie Ginster und Hornklee ab. Die Entwicklung aller Raupenstadien erfolgt auf dieser Wirtspflanze. Nach der letzten Häutung lässt sich die Raupe auf den Boden fallen und wird von Ameisen in deren Nest getragen. Dort erfolgt die Verpuppung und Verwandlung zum Schmetterling. Das Ameisennest bietet der Puppe Schutz vor Fressfeinden und als Gegenleistung produziert die Puppe ein zuckerhaltiges Sekret, das den Ameisen als Nahrungsergänzung dient.

Die Insekten und ihre Raupen sind die Hauptnahrung von Jungvögeln, Fledermäusen und anderen Tieren. Für den Erhalt einer Art reicht es aus, wenn sich aus einem Eigelege nur zwei geschlechtsreife Tiere entwickeln, paaren und wieder Eier legen. So gibt es bei einem Gelege von durchschnittlich 100 Eiern viel Nahrung für höhere Tiere in Form von Raupen, Puppen und Insekten.

Davon, dass unsere Magerwiesen nicht „mager“ an Leben sind, kann sich jeder selbst überzeugen, indem er dort die Natur beobachtet und ihr zuhört. Neben Grashüpfern, Grillen, Schwebfliegen, Libellen, Wildbienen und Käfern sind auch wieder Eidechsen zu beobachten. Vögel wie der Rotrückenwürger oder der Turmfalke sind öfter auf unserer Anlage zu sehen. Die Vielfalt an Tieren steigt mit der Vielfalt an Pflanzen. Die umgewandelten Roughs, Stichwort Blumenwiesen, entwickeln eine enorme Vielfalt.

Das Erscheinen von Plebeius idas, stellvertretend für andere Insekten und Tiere, ermutigt uns, die Bemühungen um mehr Natur auf unserer Golfanlage fortzusetzen. Neben der Schaffung neuer Lebensräume und einer Ergänzung der Bepflanzung der Golfanlage durch „essbare Sträucher“ steht der Schutz und die Förderung bedrohter Tierarten auf dem Programm.


Totenkopfschwärmer

Der Totenkopfschwärmer (Acherontia atropos) ist ein Schmetterling (Nachtfalter) aus der Familie der Schwärmer (Sphingidae), dessen Hauptverbreitungsgebiet die Tropen Afrikas sind. Er kommt auch im äußersten Süden Europas vor, von wo aus er als Wanderfalter nach Mittel- und Nordeuropa fliegt. Die Art ist gemeinsam mit ihren beiden Verwandten aus der Gattung Acherontia innerhalb der Schwärmer einzigartig, da sie durch einen Mechanismus in der Mundhöhle pfeifende Geräusche erzeugen kann. Auch die Lebensweise der Falter, sich von Honig zu ernähren und dafür in Bienenstöcke einzudringen, ist sehr ungewöhnlich.

Auf Grund seiner Lebensweise und der imposanten Erscheinung mit dem namensgebenden „Totenkopf“ auf dem Thorax galt er lange Zeit als unheilbringend. Auch heute wird er, etwa im Roman "Das Schweigen der Lämmer" von Thomas Harris, als das Böse stilisiert. Schon der Erstbeschreiber, Carl von Linné, gab der Art mit „Atropos“, einer Schicksalsgöttin der griechischen Mythologie, einen daran anknüpfenden wissenschaftlichen Namen.

Bildergalerie